Erlöschen der Komplementär-GmbH bei fortbestehender KG-Beteiligung; Abtretbarkeit von Anteilen an insolventer KG
HGB §§ 161 Abs. 2, 131 Abs. 1 Nr. 3, 105;
Erlöschen der Komplementär-GmbH bei fortbestehender KG-Beteiligung; Abtretbarkeit von Anteilen an insolventer KG
I. Sachverhalt
Eine GmbH & Co. KG ist wegen Eröffnung des Insolvenzverfahrens aufgelöst. Dies ist im Handelsregister vermerkt. Die Komplementär-GmbH ist in der Zwischenzeit jedoch im Handelsregister gelöscht worden, sodass im Handelsregister der GmbH & Co. KG nunmehr eine Gesellschaft ohne Komplementärin eingetragen worden ist.
Zudem hat eine von mehreren Kommanditistinnen der GmbH & Co. KG ihren Kommanditanteil an einen Dritten abgetreten. Ob die Abtretung vor oder nach der Löschung der GmbH im Handelsregister bzw. der Eröffnung des Insolvenzverfahrens über die GmbH & Co. KG erfolgt ist, ist nicht ersichtlich.
II. Fragen
1. Hat sich die GmbH & Co. KG infolge der Löschung der Komplementär-GmbH in eine OHG umgewandelt?
2. Konnte der Kommanditanteil noch abgetreten werden, obwohl die GmbH & Co. KG infolge der Löschung der Komplementär-GmbH möglicherweise keine KG mehr ist?
3. Konnte der Kommanditanteil noch abgetreten werden, wenn sich die GmbH & Co. KG bereits in der Insolvenz befand?
4. Wenn der Kommanditanteil noch abgetreten werden konnte: Wie kann die Handelsregisteranmeldung bei der GmbH & Co. KG vollzogen werden, um die Wirksamkeit der Abtretung zu erreichen?
III. Zur Rechtslage
1. Ausscheiden der Komplementär-GmbH aus der KG?
Zunächst ist fraglich, ob die Komplementär-GmbH infolge ihrer Löschung aus der GmbH & Co. KG ausgeschieden ist. Die Löschung einer GmbH sagt für sich genommen nichts über die Existenz der GmbH aus. Verfügt die GmbH trotz Löschung noch über Vermögen, so besteht sie nach der (weitgehend rezipierten) Lehre vom Doppeltatbestand der Vollbeendigung fort. Bei der typischerweise vermögenslosen Beteiligung einer Komplementär-GmbH handelt es sich allerdings wirtschaftlich betrachtet nicht um „echtes“ Vermögen, sondern lediglich um eine formale Rechtsposition. Dennoch steht nach herkömmlicher Ansicht auch die vermögenslose Komplementärbeteiligung der Vollbeendigung der Komplementär-GmbH entgegen (vgl. OLG Frankfurt
Nach der wohl noch überwiegenden Meinung kann sich daher die Frage nach einer Umwandlung der KG in eine OHG nicht stellen, da die GmbH als Komplementärin noch fortbesteht.
2. Folge eines angenommenen Ausscheidens der Komplementärin
Hält man die (einzige) Komplementär-GmbH für vollbeendigt und ausgeschieden, dann hat dies nach h. M. nicht automatisch die Umwandlung der (mehr als zweigliedrigen) GmbH & Co. KG in eine OHG zur Folge. Die KG wird vielmehr lediglich aufgelöst. Sie wandelt sich nur dann in eine OHG, wenn es gesellschaftsvertraglich vorgesehen ist, wenn die Kommanditisten das Liquidationsverfahren nicht nachhaltig betreiben oder wenn sie bei Geschäftsfortführung nicht unverzüglich einen neuen Komplementär aufnehmen (MünchKommHGB/K. Schmidt/Fleischer, 5. Aufl. 2022, § 131 Rn. 46; Lorz, in: Ebenroth/Boujong/Joost/Strohn, HGB, 4. Aufl. 2020, § 131 Rn. 30; Scholz/Scheller, § 60 Rn. 133).
Dies muss ebenso gelten, wenn die KG wegen Insolvenzeröffnung (
3. Abtretbarkeit der Kommanditanteile
Die Eröffnung des Insolvenzverfahrens hat keine Auswirkung auf die Abtretbarkeit der Kommanditanteile (zu GmbH-Geschäftsanteilen:
Eine „Umwandlung“ in eine OHG ist im vorliegenden Fall nach oben Gesagtem nicht denkbar. Aber selbst wenn Kommanditanteile zu Anteilen persönlich haftender Gesellschafter einer OHG (
Für die Anmeldung der Sonderrechtsnachfolge in den Kommanditanteil gelten u. E. die allgemeinen Grundsätze (vgl. § 143 Abs. 2 i. V. m. Abs. 1,
190165
Erscheinungsdatum:17.03.2023
RechtsbezugNational
Rechtsgebiete:
Kommanditgesellschaft (KG)
OHG
Insolvenzrecht
HGB § 105; InsO § 80; HGB § 161 Abs. 2; HGB § 131 Abs. 1; BGB § 398; InsO § 11